Wir waren schon zweimal auf Gili Air, doch dieses Mal sieht die Insel ganz anders aus. Typisch waren die mit Bambus und Holz überdachten Restaurants, Häuser und kleinen Hütten mit Dachterrasse direkt am Meer wie unser Lieblingscafé mit den besten Nutella Crêpes und der schönsten Aussicht. Abends verbreiteten Korblampen ein lauschiges Licht. Ohne Schickimicki, dafür ursprünglich und romantisch. So haben wir Gili Air schätzen und lieben gelernt.
Ein halbes Jahr, bevor wir zurück nach Gili Air kommen, wird der neue Beschluss der Regierung umgesetzt, nämlich alle Gebäude und festen Bestandteile entlang des Ufers komplett zu entfernen. A’an hatte uns davon erzählt, und wir konnten uns gar nicht vorstellen, wie die Insel danach aussieht. So gern hätten wir dort angeknüpft, wo wir A’an kennengelernt und uns so wohlgefühlt haben: In der Raja Bar unter einem Holzdach mit der Brise vom Meer.
Es fühlt sich an, als hätte man etwas verloren
Als wir nun am Hafen ankommen, habe ich fast das Gefühl, auf einer anderen Insel zu sein. Am Ufer kann man zwar noch sitzen, weil es Tische und Stühle gibt oder gemütliche Sitzsäcke, doch die Beleuchtung hängt nicht mehr an den Decken, denn da ist ja nichts mehr, sondern ist an Ständern angebracht oder baumelt von Baumzweigen herab. Es sieht alles irgendwie etwas kahler aus. Das urige Gefühl will sich nicht so recht einstellen. Immerhin gibt es unseren Crêpes Laden noch, doch nicht mehr als alte Hütte, sondern als ein neues Gebäude auf der anderen Seite des Weges. Es ist noch in Bau, man versichert uns aber, der Laden wäre in ein paar Tagen wieder geöffnet, immerhin.
Am meisten schmerzt es, dass es den Ort, wo wir vor einem Jahr A’an kennengelernt haben, so nicht mehr gibt. Das Restaurant, wo er als Kellner gearbeitet hat, gibt es natürlich noch, und auch die Live Musik ist noch genauso toll, aber die Tische und Stühle stehen jetzt unter freiem Himmel. Wenn man dort sitzt, fühlt man sich nicht so geborgen wie vorher. Auch die Dartscheibe, mit der Anna und A’an gespielt hatten, suchen wir vergebens. Es ist, als hätte man etwas verloren, obwohl es sich doch für immer im Gedächtnis eingebrannt hat.
Das Glück für immer festhalten
Eigentlich ist Veränderung die vielleicht einzige Konstante im Leben. Woran liegt es also, dass man an Altem so gern festhält? Vielleicht gibt es einem das Gefühl von Sicherheit, vielleicht gaukelt es einem vor, dass man ewig jung bleibt, ewig glücklich, wie in den Momenten, wo man das lieb Gewonnene für immer festhalten möchte. Deshalb soll sich das Gute nicht verändern.
Worauf man sich aber auch verlassen kann ist die Gewohnheit. Schneller als ich gedacht habe, gewöhnen wir uns an das neue Bild der Insel und vergleichen es nicht mehr mit dem vorigen Jahr. Wir essen wieder Nutella Crêpes, nicht mit der schönen Aussicht, da die Dachterrasse noch nicht fertig ist, doch so wichtig ist das auch nicht. Viel wichtiger ist es, dass wir zu viert den Urlaub verbringen, dass wir Spaß zusammen haben und uns bestens verstehen. Viele weitere Momente warten auf uns, die sich in unsere Seele einbrennen werden, egal ob Gebäude abgerissen oder Lieblings-Restaurants geschlossen werden. Kami sangat bahagia. Wir sind sehr glücklich.
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