Der Fastenmonat Ramadan gilt im Islam als ein Monat, in dem Gott zum Menschen spricht. Gefastet wird jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Eine zentrale Rolle spielen außerdem die Gebete am Morgen und am Abend.
Der Brauch des Fastens ist Jahrtausende alt. Bei den Christen gilt die Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Sie beginnt mit dem Aschermittwoch und endet mit der Osternacht. In der Bibel ist das Fasten ein Zeichen der Buße, Trauer und inneren Reinigung. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 schrieb vor Ostern ein vorangehendes 40-tägiges Fasten vor - die Zeit, die Jesus in der Wüste verbrachte. Eigentlich vergehen von Aschermittwoch bis Ostern mehr als 40 Tage - doch werden Sonntage nicht mitgerechnet. Anna, Jörg und ich verzichten in der Fastenzeit auf Fleisch, was manchmal gar nicht so leicht ist, wenn zum Beispiel in der Kantine die Kollegen einem gegenüber sitzen und nicht verzichten.
Was Touristen wissen sollten
Viele fragen sich, ob sie zu Ramadan in ein islamisches Land wie Indonesien reisen sollten. Das muss natürlich jeder selbst entscheiden. Prinzipiell gilt jedoch die Antwort "ja, wenn man gewisse Regeln beachtet". Überall ticken die Uhren in diesem Monat langsamer, denn das Fasten ermüdet den Körper. Für Reisende gilt deshalb: Geduld und Verständnis. Am besten man legt den Terminkalender beiseite und lässt sich treiben, aber das ist in Indonesien ohnehin das Beste. Auf alle Fälle bekommt man sehr gute Einblicke in die Kultur des Landes, und die Indonesier sind eigentlich immer freundlich und dankbar.
A’ans Erfahrungen mit Touristen
Unser Freund arbeitet im Monat Ramadan auf Gili Trawangan, denn die Regenzeit ist endlich vorbei. Wir fragen ihn, wie die Touristen Gläubige wie ihn behandeln. „Die meisten Touristen verstehen uns, wenn wir tagsüber etwas langsamer sind, und sie respektieren unsere Fastenzeit, aber leider gibt es auch andere, die vor unseren Augen trinken und rauchen, um uns zu provozieren. Bisher habe ich mit deutschen Touristen bessere Erfahrungen gemacht als mit australischen oder amerikanischen. Neulich kam ein Pärchen aus Deutschland, um bei mir einen Ausflug zu buchen. Er rauchte, und sie wies ihn darauf hin, dass er wegen Ramadan die Zigarette ausmachen solle, das hat mir gefallen. Auf den Gilis gibt es alle Religionen, deshalb haben auch die Restaurants geöffnet. Wenn ich den Geruch von Essen rieche, fühle ich mich erst recht schlapp.“ Und der Sinn von Ramadan? „Man sollte immer dankbar sein, weil es durchaus härtere Dinge im Leben gibt als tagsüber auf Essen und trinken zu verzichten. In Indonesien hat das Fasten noch eine zweite Dimension, denn man besinnt sich auf die Unabhängigkeitskämpfer, die bei ihren Kampfhandlungen im Krieg auch nicht essen konnten.“
Da nach Sonnenuntergang die Indonesier das Fasten brechen dürfen, ist es entsprechend voll in den Restaurants, und es empfiehlt sich für Touristen, früher essen zu gehen. A’an kocht dann mit seinen Freunden. Manchmal machen sie auch die Nacht zum Tag und spielen Badminton. Oder sie stehen kurz vor Sonnenaufgang wieder auf, um ein letztes Mal zu essen, denn sonst ist A’an zu geschwächt, um die Touristen in seinem Ticketbüro zu beraten.
Ist Respekt bei uns eigentlich aus der Mode gekommen? Dieser Frage gehen wir im nächsten Beitrag nach …
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