Als Jörg vom Training nach Hause kommt, erzählt er ganz begeistert von einem Freund, der mit seiner Familie für fünf Monate durch Asien reisen will. „Das ist ja großartig“, freue auch ich mich. Doch wie bekommen die das hin? Ein Kind sei von der Schule befreit, das andere noch im Kindergarten, die Eltern könnten das mit ihrem Job vereinbaren. Über ein Jahr hätten sie alles vorbereitet, und nun würde es bald losgehen.
Ich merke, wie mich ein wenig der Neid packt, doch warum eigentlich? Klar, mal eine längere Zeit nicht arbeiten zu müssen, ist verlockend, doch dann könnte man auch zu Hause bleiben. Nein, bei dem Gedanken, selbst mal eine Auszeit zu nehmen, packt mich sofort das Fernweh. Kein Wunder, schließlich bin ich schon als Kind mit meinen Eltern viele Wochen durch Nordafrika gereist und habe bei der Familie eines Nomadenvolkes im Zelt gesessen, die uns zum Tee eingeladen hatten. Ein anderes Mal haben uns Einheimische geholfen, als wir mit unserem Wagen in der Sahara stecken geblieben sind.
Man ändert seinen Blickwinkel und denkt ganz anders über das Leben nach
Mal woanders mehr als nur Urlaub zu machen, finde ich sehr reizvoll, weil man viel gleichberechtigter mit den Einheimischen in Berührung kommt und tiefer empfundene Momente entstehen können. Insbesondere, wenn man auch noch die Sprache versteht und etwas sprechen kann. Als Schülerin war ich anderthalb Monate in Paris und habe durch meine Gastfamilie das Gefühl bekommen dazuzugehören. Man ändert seinen Blickwinkel und denkt ganz anders über das Leben nach. In meiner Elternzeit habe die gleiche Zeit für eine deutsch-russische Nachrichtenagentur in Moskau gearbeitet. Und auch dort habe ich so viele unglaubliche Momente erlebt, wie es nie als normale Touristin hätte passieren können. Sowohl meine Erlebnisse in Paris als auch in Moskau waren alles andere als oberflächlich, sie haben mich sehr geprägt, und ich möchte sie auf keinen Fall missen.
Die Idee von einem Sabbatical
Doch seitdem ist schon wieder so viel Zeit vergangen, Anna ist inzwischen groß, sie liebt Indonesien so wie wir, und ich überlege, wie auch wir es als Familie anstellen könnten, mal länger nach Indonesien zu reisen. Die Idee, A’an als Au Pair in unsere Familie einzuladen, bliebe davon unberührt. Im Gegenteil, wir könnten durch ihn viel mehr über Sitten und Gebräuche lernen und ihm später unsere Kultur näher bringen. Gelebter Kulturaustausch! Aus dem Gefühl „ich will das auch mal wieder“ wächst schließlich die Idee, ein Sabbatical für drei Monate zu machen. Das ist in meiner Firma durchaus möglich. Wie es bei Jörg gehen kann, wissen wir noch nicht, doch auch er will sich mal schlau machen.
Vielleicht könnte Anna in der Zeit auf Lombok zur Schule gehen. Sie findet die Idee nicht schlecht, möchte aber lieber in eine Schule, in der Englisch gesprochen wird. Ich bin bei dem Gedanken ganz euphorisch. Die innere Stimme ist aufgeregt und sagt mir, dass es richtig ist. Und der folge ich immer mehr, denn meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass sie einem den richtigen Weg weist.
Wie ist es bei euch? Habt ihr auch mal über eine Auszeit nachgedacht oder sie sogar genommen?
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